Die wundersame Fasanenwunderwelt
 

Wettstreit der Vögel

(Gedicht im Stile Nigellus´de Longchamps)
   
  1. Als Paris einst das Urteil fällte,
und von den Grazien die erwählte,
die ganz besonders schön und fein,
da fiel ihm noch was anderes ein:

2. "Es ist", sprach Paris nämlich leise,
"nur ganz gerecht und gut und weise,
wenn ich nach diesem langen Tanz
mich abkehre von Huhn und Gans.

3. Die Weiber gackern mir zu sehr,
auch fiel das Urteil mir zu schwer,
und wie ich´s sag, es ist verquer,
dass man nur Hühner ehrt so sehr.

4. Es gibt doch schöne, stolze Hähne,
nicht nur die Flatter-Gacker-Kähne,
drum schau ich mir sie heute an,
sehr schön ist mancher Federmann."

5. Die Vögel lachten ins Gefieder,
die Federn wippten auf und nieder,
vor lauter Freude und Heiterkeit,
man sah sie keckern weit und breit.

6. Ob Paris´ eigene Begierden
Zu Männer-, Mensch- und Vogelzierden
ihn brachten zu dem Beschluss?
Die Schar lacht laut im Überfluss.

7. Jedoch, egal wie das gekommen,
die Vorfreude ist nicht genommen,
und alle Hähne stellen sich auf,
und unsere Wahl nimmt ihren Lauf.

8. "Was", spricht der Paris, "bist denn Du?
Bist scheckig schwarz wie eine Kuh?
Die Elster, nein sie ist nicht schön,
sie kann an Gold nicht rübergehen!

9. Der Dompfaff bist du! Gott bewahr!
Das ist doch hoffentlich nicht wahr,
wir wählen keine Clerici,
es ging doch besser ohne sie.

10. Du aber, Kleiner, du bist schön,
bist rot getupft, nicht zu übersehen,
das Rotkehlchen ist allerliebst,
mit einem Fehler nur: du diebst.

11. Zaunkönig du? Bist Monarchist?
Wenn etwas bei Dir anders ist,
ist´s deine Grösse zu sondieren,
die musst du offenbar kompensieren.

12. Die Taube andererseits ist fett,
liegt tagelang im Lotterbett,
und nennt sich Liebeskavalier,
sieht man genau: ein faules Tier.

13. Der Spatz, hier pickt er rum im Staube,
sein Kleid ist eine graue Haube,
er ist bekannt, ist populär,
doch fallen ihm die Manieren schwer.

14. Der Schuhu hier ist majestätisch,
ein bisschen stark und gravitätisch,
ist ein Gelehrter, doch wie alle,
ich fürchte, hat er nicht so alle.

15. Zuletzt der Goldfasan kommt her,
ach, Tierchen, fällt es dir so schwer!
Du hast schon keinen guten Mut,
na komm du Goldener, lupf den Hut!

16. Du bist ein schönes, braves Tier,
bist feurig wie ein edler Stier,
und doch so zierlich, kokett und fein,
Du musst der Schönste von uns sein!"

17. Das sprach der Paris, und empfahl
sich schnell für dieses eine Mal.
Denn das hat er gelernt bei Damen:
Nach der Wahl laufen, vorher lahmen.

   
   
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zu den Poeten und Brunellus, dem Esel, der einen längeren Schwanz haben wollte